Gastbeitrag*): Cloud Computing eröffnet IT-Branche neue Möglichkeiten

Cloud Computing erweist sich zunehmend als die disruptivste Technologie der letzten Jahre und setzt sich unaufhaltsam in immer mehr Unternehmen weltweit durch. Laut Gartner sollen die Ausgaben für Cloud Computing bis 2016 mit einer Wachstumsrate von 100 Prozent wachsen und 207 Mrd. US-Dollar erreichen. Die hohe Popularität des Cloud Computings wird spätestens dann offensichtlich, wenn man diese Daten mit dem allgemeinen weltweiten IT-Markt vergleicht, der lediglich um rund 3 Prozent wachsen soll.

Für die Arbeitswelt bedeutet die Umstellung auf Cloud Computing einen ähnlichen Umbruch wie das papierfreie Büro und die Einführung der IT. Der weltweite Wandel der Art und Weise, wie IT genutzt wird, sorgt zwangsläufig auch für Veränderungen im IT-Arbeitsmarkt. Neue Kompetenzen sind gefordert und Mitarbeiter werden sich anpassen bzw. andere Aufgaben wahrnehmen müssen. So ergab eine Studie, die kürzlich im Auftrag von Microsoft erstellt wurde, dass die Cloud bis 2015 weltweit fast 14 Millionen Arbeitsplätze schaffen wird. Was bedeutet diese Entwicklung für die IT-Branche und den Arbeitsmarkt?

Von herkömmlichen Wegen…

Mit der wachsenden Nutzung von Infrastructure-as-a-Service (IaaS) werden sich interne IT-Jobs wie Systemadministrator und IT-Operator in die Cloud verlagern. Darüber hinaus werden intern auch weniger herkömmliche Rechenzentrumsmanager benötigt, wenn die IT offsite durch Service-Provider gehostet wird. Ebenso erübrigt sich möglicherweise ein interner Anwendungsexperte, wenn Unternehmen die Vorteile eines gehosteten Service nutzen.

Laut einer aktuellen Umfrage von Cloud Security International steht die DACH-Region der Nutzung von Public-Cloud-Services eher skeptisch gegenüber. Das Ergebnis relativiert sich allerdings je nach Unternehmensgröße, da kleine und mittelständische Unternehmen mit steigender Tendenz die Implementierung von Public-Cloud-Lösungen starten. Insgesamt zeigen die Umfrageergebnisse, dass Unternehmen von Public Clouds Kosteneinsparungen, Flexibilität und Vereinfachung vor allem in den Bereichen Teamarbeit und Zusammenarbeit erhoffen – häufiger als von CRM-Lösungen.

Weiterhin ergab die Umfrage, dass europaweit 74 Prozent die Public Cloud nutzen und nur 26 Prozent nicht. Allerdings gibt es Unterschiede zwischen den einzelnen Märkten: In Deutschland liegt der Prozentsatz der Nichtnutzer bei 33 Prozent, während in Österreich und der Schweiz 54 Prozent bzw. 51 Prozent angeben, nach wie vor keine öffentlichen Clouds zu nutzen. Es ist jedoch davon auszugehen, dass der Public-Cloud-Markt in naher Zukunft deutlich anziehen wird.

Im traditionellen Outsourcing-Bereich wird Cloud Computing weltweit zahlreiche Beschäftigungsmöglichkeiten in ganz neuen Bereichen schaffen. Eine veränderte Unternehmensdynamik wird auch zu einer Weiterentwicklung von IT-Dienstleistungen und letzten Endes zur intelligenteren und schnelleren Bereitstellung von IT-Lösungen über die Cloud führen. Zum Beispiel wird das Aufkommen des Cloud Computings langfristig auch den Aufwand für das Infrastrukturmanagement reduzieren.

… zu neuen Möglichkeiten

Völlig neue Jobprofile werden sich entwickeln, die Beratungskompetenz und eine Kombination aus technischen und betriebswirtschaftlichen Fähigkeiten fordern, um Cloud-basierte Business-Lösungen wertschöpfend zu unterstützen. Zum Beispiel sollten Mitarbeiter in Zukunft nicht nur komplexe IT-, sondern auch Business-Lösungen anbieten können, was Analytikkenntnisse und fachkundige Projektberatung erfordert.

Das Verschmelzen dieser unterschiedlichen Fachbereiche wird eine neue Art von IT-Profis hervorbringen. Sowohl Systemadministratoren mit Kenntnissen in Scripting und Programmierung als auch Entwickler mit Infrastrukturkenntnissen werden benötigt. Diese Fähigkeiten werden Unternehmen dabei helfen, die verschiedenen Herausforderungen rund um neue Technologien wie SDDC und DevOps zu bewältigen.

Um den Wechsel zu erleichtern und Cloud-Umgebungen zu pflegen, werden sowohl Unternehmen als auch Service-Provider eine Reihe von Cloud-Spezialisten benötigen – von Produkt-Managern und -Beratern bis hin zu Netzwerk-Managern und -Technikern. In Unternehmen wird diesen Spezialisten die Aufgabe zufallen, die Cloud-Umgebungen im Einklang mit den unternehmenseigenen Anforderungen zu verwalten, während Cloud-Anbieter wiederum Mitarbeiter benötigen, die über das entsprechende technische Know-how verfügen, um die erforderlichen Service-Levels zu gewährleisten.

Beim Wandel der Unternehmens-IT vom Service-Anbieter zum Service-Aggregator dürfte Service-Integration und -Management (SIAM) zu einer wichtigen Funktion/Abteilung werden. Ihre Aufgabe wird sein, Unified Service Lifecycle Management für mehrere Cloud-/Service-Provider sowie einheitliche Prozesse und Lösungen zu ermöglichen.

Diese Veränderungen werden auch Aus- und Weiterbildungsprogramme beeinflussen. Hier sind Organisationen und IT-Profis gefragt, die proaktiv an die neuen Inhalte herangehen. In Verbindung mit zukünftigen Ausblicken auf diese Technologien können sie aktuelle Interessengebiete festlegen und Weiterbildungspläne gemeinsam mit den Unternehmen entwickeln. Alternativ können sie auch die Ausbildungs- und Entwicklungsprogramme nutzen, die von den Technologiepartnern/Herstellern angeboten werden.

Wie bereits erwähnt, werden sich die Veränderungen auch auf die Outsourcing-Branche auswirken. Da die Zahl der Cloud-Anbieter, Reseller, Integratoren und Distributoren zunimmt, bildet sich zunehmend ein Ökosystem von Cloud-Beteiligten heraus. Die Pflege der komplexen Beziehungen zwischen den einzelnen Bereichen wird zur Etablierung eines völlig neuen Jobprofils führen – dem Cloud-Broker. Ein Cloud-Broker bietet nicht nur Mehrwert durch die Verwaltung der Nutzung, Performance und Bereitstellung von Cloud-Services, sondern auch durch das Aushandeln der Beziehungen zwischen Anbietern und Nutzern der Cloud. Hinzu kommen weitere Dienstleistungen, wie z.B. Integration, Aggregation und Arbitrage.

Dies ist eine enorme Aufgabe und fordert hoch qualifizierte Experten. Ein Unternehmen kann zwar durchaus auch interne Mitarbeiter mit der Verwaltung dieses Ökosystems betrauen, jedoch könnte es diesen am Verhandlungsgeschick bei der Abstimmung der Dienste mangeln. Mit der Auslagerung dieser komplexen Dienstleistungen an Cloud-Broker, die durch Partnerschaften mit führenden Technologieanbietern ein kostengünstiges und innovatives Wertversprechen bieten können, können Unternehmen somit bares Geld sparen.
Paradigmenwechsel in der IT

Das Cloud Computing und seine verschiedenen Konzepte – private, öffentliche und hybride Clouds, IaaS, PaaS, SaaS, XaaS und mehr – entwickeln sich ständig weiter. Überschneidungen unterschiedlicher Aufgabenbereiche werden eine Fülle neuer Beschäftigungsmöglichkeiten für IT-Talente eröffnen. In den Unternehmen wiederum werden Kompetenzbereiche verschmelzen und Mitarbeiter sind gefordert, sich anzupassen, um zum Erfolg ihres Unternehmens beizutragen.

*) Kalyan Kumar, SVP & Chief Technologist-Infra Services, HCL Technologies

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